Christliche Mystik

Der Ausdruck christliche Mystik ist ein Sammelbegriff für Texte, Autoren und Gruppierungen innerhalb des Christentums, auf die rückblickend die religionswissenschaftliche Kategorie „Mystik“ anwendbar ist. Es werden allerdings unterschiedliche Bestimmungen des Mystikbegriffs vorgeschlagen. Die Zurechnung zu „christlicher Mystik“ ist sowohl von dieser Begriffsbestimmung abhängig als auch von der Interpretation der entsprechenden Primärtexte. Beides ist vielfach kontrovers. Eine typische Minimalbestimmung versteht Mystik als eine Praxis, die auf eine Einswerdung (unio mystica) mit Gott zielt, die bereits im diesseitigen Leben teilweise erfahren werden soll, sowie Elemente einer Theorie, welche die Möglichkeit einer solchen Erfahrung erklären und bestimmen soll.[1] So wird das „Bewusstsein von Gottes unmittelbarer Gegenwart“ als gemeinsamer Bezugsrahmen für die unterschiedlichen Lehren der abendländisch-christlichen Mystiker vorgeschlagen und die „Verwandlung in Gott“ als Ziel des mystischen Weges bestimmt.[2] Nicht nur in der katholischen Theologie gibt es keinen einheitlichen Begriff von Mystik, was damit zusammenhängt, dass die Bedeutung des Wortes sich im Laufe der Geschichte verändert hat.[3]

  1. Einen kompakten Überblick zu verschiedenen Definitionsversuchen bietet z. B. Bernard McGinn: Presence of God: a History of Western Christian Mysticism. 5 Bände, auch in deutscher Übersetzung bei Herder, 1994 ff., hier Bd. 1, 265 ff. Zu Definitionsproblemen äußert sich fast jede Einführung ins Thema, etwa: Volker Leppin: Die christliche Mystik, C. H. Beck, 2007.
  2. Bernard McGinn: Die Mystik im Abendland. Herder, 2005, Bd. 4, S. 291, 505.
  3. F. Wulf: Mystik. In: Handbuch theologischer Grundbegriffe, Band 3, München 1970, S. 189–200; Werner Thiede: Mystik im Zentrum – Mystik am Rand. In: Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern 13, 2006, S. 7 (Memento vom 7. April 2016 (Memento vom 7. April 2016 im Internet Archive)).

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